Startseite
02.11.2018
Ausbildung: Erstmals mehr Stellen als Bewerberinnen und Bewerber

Gewerkschaften kritisieren hohe Zahl von Ausbildungswilligen ohne Chance auf betriebliche Ausbildung – Alleine 300.000 junge Leute im schulischen "Übergangssystem"

Wie das Handelsblatt vor kurzem berichtete, gibt es erstmals in Deutschland mehr Ausbildungsstellen als Bewerber/innen für einen Ausbildungsplatz. Bis Ende September 2018 wurden demnach rund 489.000 Ausbildungsverträge geschlossen, circa 8.500 mehr als ein Jahr zuvor.

Der Ausbildungsmarkt, so meint die Düsseldorfer Wirtschaftszeitung, zerfalle in zwei parallele Welten: Es gebe viel mehr unversorgte Bewerber und zugleich mehr offene Ausbildungsplätze. Dabei würden zwei Ungleichgewichte auffallen: Im Süden – Bayern, Baden-Württemberg, Thüringen, Saarland – und in Mecklenburg-Vorpommern sowie in Hamburg fehle es an Bewerber/inne/n. In Nordrhein-Westfalen, Berlin und Hessen würden dagegen Ausbildungsstellen fehlen.

Dazu komme ein großer Unterschied bei den Berufen: Branchen mit eher schlechten Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen – Hotels, Gaststättengewerbe, Nahrungsmittelhandwerk (Bäcker, Metzger) – sowie Branchen mit hoher körperlicher Belastung - Bau, Metallhandwerk, Energietechnik - fänden nicht genügend Nachwuchs zum Ausbilden. Ein großer Überhang an Bewerbern hingegen wird bei Tischlern, Kfz-Technik, Büro- und Verwaltungsberufen, Informatik und medizinischen Assistenten verzeichnet.

Die stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB), Elke Hannack, mahnt: "Es spaltet unsere Gesellschaft, wenn viele Jugendliche ohne Ausbildungsplatz bleiben, aber gleichzeitig Betriebe über unbesetzte Ausbildungsplätze klagen". Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) fordert mit Blick auf die unversorgten Bewerber/innen und das schulische "Übergangssystem" mit fast 300.000 jungen Menschen eine Ausbildungsplatzgarantie.

Die GEW argumentiert, dass die Wirtschaft zwar nach acht Jahren kontinuierlich sinkender Ausbildungszahlen erstmals wieder mehr ausbilde. Dies passiere aber längst nicht so stark, wie es die gute Konjunktur ermögliche, sagte GEW-Vorstandsmitglied Ansgar Klinger. Dass mehr als 2,1 Millionen junge Erwachsene keinen Berufsabschluss hätten, sei ein "Skandal, den sich Deutschland weder sozial noch ökonomisch erlauben kann."

 

 

Druckansicht