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29.06.2019
IG Metall: "Die fahren im Nebel gegen die Wand"

Der IG Metall-Vorsitzende Jörg Hofmann fordert mehr Engagement von Politik und Konzernen für die Transformation der Automobilindustrie

Jörg Hofmann (Quelle: IG Metall)

Am 25./26.09.2019 trafen sich die Gesamt- und Konzernbetriebsratsvorsitzenden der großen deutschen Automobilkonzerne und Autozulieferer mit den Spitzen der IG Metall zur "Werkstatt Automobil" bei Schaeffler in Schweinfurt. Gastgeber war Norbert Lenhard als Vorsitzender des Gesamt- und Konzernbetriebsrats von Schaeffler.

In einem Gespräch mit dem Schweinfurter Tagblatt erklärte Jörg Hofmann, seit Oktober 2015 Erster Vorsitzende der IG Metall, die Sichtweise der Gewerkschaft auf die Transformation. Falls Konzerne und Politik weiterhin schlafen würden, drohe in manchen Regionen die Gefahr "industrieller Wüsten". Dies sei auch in Schweinfurt der Fall, die Region sei stark vom Verbrennungsmotor abhängig. Deshalb fand die alljährliche "Werkstatt Automobil" diesmal hier statt.

Es sei wichtig, dass die Produkte und Arbeitsplätze der Zukunft in Deutschland entstehen. Als Leitfaden dient der IG Metall der "Transformationsatlas". Rund 2.000 Betriebe mit hunderttausenden Beschäftigten wurden befragt, wie ihr Unternehmen in der Digitalisierung und der Elektromobilität aufgestellt sei. Fazit: Gerade mittelständische Unternehmen der Zulieferindustrie würden sich noch zu wenig mit den Zukunftsthemen beschäftigen. Hier sei auch Hilfe der Politik gefragt.

Die deutschen Automobilhersteller sieht Hofmann dagegen bei Elektromobilität und Hybridfahrzeugen inzwischen auf einem guten Weg. Nur die Kunden würden noch nicht so richtig "mitziehen". Dies liege auch an der fehlenden Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge. Hier muss aus Sicht der IG Metall die Politik aktiv werden. Die Mitverantwortung der Politik gelte gleichermaßen für die Batteriezellenfertigung in Deutschland. Diese Schlüsseltechnologie dürfe nicht Ostasien (China/Japan/Südkorea) und den USA überlassen werden.

Die Zukunftsvereinbarung bei Schaeffler und ähnliche Vereinbarungen bei anderen Unternehmen betrachtet Hofmann als gute Grundlage, um die Transformation auch für die Beschäftigten zum Gewinn zu machen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dürften nicht auf der Strecke bleiben, müssten den Prozess mitgestalten. Dazu gehöre die Mitbestimmung der Betriebsräte und Gewerkschaften, aber auch mehr Qualifizierung für die Beschäftigten, damit sie die Produkte der Zukunft mitgestalten könnten.

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