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11.08.2019
Luckenwalde: Leerung der Stundenkonten statt Kurzarbeit

Bei Schaeffler Luckenwalde sollen wegen der aktuellen Auftragsflaute die Stundenkonten geleert werden – Der Betriebsrat fordert, dass die Politik in Sachen Kurzarbeit jetzt handelt

Die Nachfrageflaute in der Autobranche und die Transformation hin zu Elektromobilität und Digitalisierung machen dem Schaeffler-Betriebsrat in Luckenwalde Sorgen (Symbol-Foto: Wikimedia Commons)

In einem Gespräch mit der Märkischen Zeitung nimmt der Betriebsratsvorsitzende von Schaeffler Luckenwalde, Frank Hildebrandt, Stellung zur aktuellen Stimmung in der Automobilbranche und bei Schaeffler.

Unter der Überschrift "Kehrt nun die Kurzarbeit im großen Stil zurück?" berichtet die Zeitung über die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung und das politische Umfeld. Frank Hildebrandt hofft, dass Schaeffler in der aktuell sinkenden Nachfrage – "die Stimmung ist nicht gut" – ohne Kurzarbeit auskommt. Schaeffler hat derzeit rund 410 Beschäftigte in Luckenwalde und ist damit der größte Industriearbeitgeber in der 20.000 Einwohner zählenden Stadt.

Der Vorstandsvorsitzende von Schaeffler, Klaus Rosenfeld, wird mit den Worten zitiert, dass man Werk für Werk Überstunden und Urlaubstage abbauen wolle. Man beginne dabei mit Schließtagen. Dies habe Vorrang vor "aggressiveren Maßnahmen wie Kurzarbeit". Der Betriebsratsvorsitzende Frank Hildebrandt betrachtet die Zukunft mit Sorgen: Denn neben der konjunkturellen "Nachfragedelle" steht Schaeffler, wie fast alle Autozulieferer, durch die Transformation unter großem strukturellem Druck.

Die "alten" Produkte für Verbrennungsmotoren müssen durch neue Produkte für Elektromobilität, Industrie 4.0 und autonomes Fahren ersetzt werden. Doch bisher fehlt dafür oft noch die Nachfrage und die neuen Produkte werfen noch wenig Gewinn ab. Hildebrandt sieht an dieser Stelle, wie die Gewerkschaft IG Metall, die Politik in der Pflicht: Wie in der Krise 2008/2009 müsse sie jetzt die öffentliche Förderung von Kurzarbeit erleichtern und auch ein neues "Transformationskurzarbeitergeld" einrichten.

Das heißt: Wenn Arbeitsvolumen bei bisherigen Produkten dauerhaft entfällt, sollen die betroffenen Beschäftigten neben der Lohnersatzleistung auch die Kosten für eine berufliche Qualifizierung von bis zu 24 Monaten vom Staat finanziert bekommen. Diese Idee wurde von der IG Metall entwickelt und trifft mittlerweile auch in der Bundesregierung auf Gegenliebe. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil von der SPD hat für diesen Herbst einen konkreten Gesetzesentwurf angekündigt.

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