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16.09.2020
Gesamt- und Konzernbetriebsrat: Bundesweiter Aktionstag für Arbeitsplätze und Standorte (TEIL 2)

Betriebsräte und IG Metall bei Schaeffler sagen "NEIN!" zum geplanten Abbau von 4.400 Stellen und der beabsichtigten Schließung von sechs Standorten (TEIL 2)

Homburg

Hamburg

Köln

Hirschaid

Ingolstadt

Gunzenhausen

Lahr

Morbach

Kitzingen

Karben

An allen deutschen Schaeffler-Standorten mit Interessenvertretung protestierten heute Betriebsräte, Vertrauensleute und IG Metall mit den Belegschaften gegen die Abbaupläne des Unternehmens im Rahmen des Programms "SPACE". Dies ist Teil 2 unserer Dokumentation, Teil 1 findet sich hier.

Am Standort Homburg, bestehend aus drei Werken, sollen insgesamt 292 Arbeitsplätze verloren gehen. Davon ist ein eigener Werkteil, die komplette Kugelfertigung mit 154 Arbeitsplätzen, betroffen. Sie soll nach den Vorstandsplänen ausgelagert werden. Der Betriebsratsvorsitzende Salvatore Vicari, zugleich auch Gesamtbetriebsratsvorsitzender, erklärt dazu: "Statt das Geld für Kündigungen auszugeben wäre es besser, in die Qualifikation der Mitarbeiter und in die Zukunftssicherung der einzelnen Standorte zu investieren. Ohne neue Produkte und qualifizierte Mitarbeiter gehen irgendwann die Lichter aus!" In Homburg ruhte während der Betriebsratsaktion die Produktion, die Beteiligung war großartig. Der Standort Herzogenrath ist zwar von SPACE nicht direkt betroffen, doch der Betriebsrat produzierte ein Solidaritäts-Video: "Transformation bei Schaeffler – Alle mitnehmen!"

Der Schaeffler Aftermarket (SAAM) mit den Standorten Langen, HamburgKöln und Herzogenaurach war ebenfalls beim Aktionstag vertreten. Alle Betriebsräte verteilten die IG Metall-Schaeffler-Nachrichten, der Betriebsrat Langen erstellte zusätzlich ein Solidaritätsvideo und der Betriebsrat Hamburg hielt eine Versammlung ab. Susanne Lau, Gesamtbetriebsratsvorsitzende SAAM und Konzernbetriebsratsvorsitzende, erklärt dazu: "Der Aftermarket soll 50 Beschäftigte abbauen, die Betriebsstätten in Köln und Hamburg sollen schließen und die Belegschaft im Homeoffice arbeiten. Der Standort Langen soll im Umkreis von 25 km verlagert werden. Wir lehnen die beabsichtigten Standort- sowie Betriebsstätten-Schließungen und Kündigungen ab: Keine Transformation auf dem Rücken der Beschäftigten!"

In Hirschaid versammeln sich um 11 Uhr rund 500 Beschäftigte auf dem Parkplatz, um vom Betriebsrat über die neuen Personalabbaupläne des Vorstandes informiert zu werden. Markus Zirkel, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender, spricht von einer "Schneise der Verwüstung, die sich durch die gesamte Republik zieht", nachdem er die Betroffenheiten der einzelnen Standorte vorgetragen hatte. Martin Feder, Geschäftsführer der IG Metall Bamberg, erinnert daran, dass die Belegschaft am Standort Hirschaid über Jahre ein Rekordergebnis nach dem anderen vorgelegt hat, und es jetzt mit dem Abbau von 92 Arbeitsplätzen "gedankt" bekommt: "Schaeffler treibt keine wirtschaftliche Not, schreibt immer noch schwarze Zahlen." In Ingolstadt kritisierte der Betriebsratsvorsitzende Robert Lauffer bei einer Infoveranstaltung für die Belegschaft: "Wir haben die letzten zwei Jahre zusammen mit den jetzigen Abbauplänen in Ingolstadt knapp 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verloren. Wir brauchen Perspektiven für die deutschen Standorte, keinen Kahlschlag."

In Gunzenhausen führte der Betriebsrat heute eine außerordentliche Betriebsversammlung durch. Sie war sehr gut besucht mit ca. 150 Teilnehmern. Redner waren der Betriebsratsvorsitzende Andreas Schmid, der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende Jürgen Wechsler und Franz Spiess, Geschäftsführer der IG Metall in Schwabach. Andreas Schmid strich in seinem Beitrag heraus: "Auch in Gunzenhausen sollen durch das Programm SPACE wieder im zweistelligen Bereich Stellen abgebaut werden, wie schon in den letzten Jahren. So wird der Standort in einer 'Salamitaktik' verkleinert. Dagegen protestieren wir heute. Wir brauchen neue Produkte und Investitionen!" Jürgen Wechsler betonte: "Ich werde mich persönlich für ein Moratorium einsetzen: Stopp weiterer Verlagerungen nach Osteuropa! Die Aufträge müssen gerecht verteilt werden." Von allen Rednern wurden solidarische Grüße an die betroffenen Standorte gesendet.

In Lahr organisierte der Betriebsrat kurzfristig Informationsveranstaltungen für die Beschäftigten. Der Betriebsratsvorsitzende Volker Barthruff sagte: "Unser Standort soll bei SPACE erneut 'bluten'. Seit Jahr verlieren wir Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, denn ein Personalabbauprogramm des Managements folgt dem nächsten. Wir müssen immer wieder gegen Verlagerungsabsichten – vor allem ins günstigere Osteuropa – kämpfen, um Arbeitsplätze zu sichern. Es scheint nur noch bergab zu gehen. Das drückt auf die Stimmung und muss aufhören. Wir brauchen Zukunftsprodukte und endlich wieder eine längerfristige Perspektive für unsere Kolleginnen und Kollegen!" Nach dem Betriebsrat sprach bei der Versammlung die IG Metall und kritisierte die fantasielosen Jobabbaupläne des Vorstands. Gewerkschaft und Betriebsrat zeigten sich sehr zufrieden mit der Beteiligung der Belegschaft.

Am Standort Morbach fand um 10 Uhr eine Demonstration mit Autokorso statt. Mit lauter Musik und Hupkonzert weckten 42 Fahrzeuge das Interesse der Morbacher. Zur Kundgebung am Marktplatz mit Patric Georg von der IG Metall Trier und dem Betriebsratsvorsitzenden Rudi Marx versammelten sich neben den Schaeffler-Beschäftigten auch zahlreiche Besucher des Wochenmarkts und Anwohner. Rudi Marx betonte: "Wir sind solidarisch mit jedem Einzelnen der geplanten 4.400 Kolleginnen und Kollegen, deren Arbeitsplatz abgebaut werden soll! Ob der Schaeffler-Vorstand seiner sozialen Verantwortung gerecht wird, muss sich noch zeigen." Am Ende der Kundgebung wurden selbstgemalte Bilder der Kinder und Enkelkinder von Beschäftigen zusammengetragen, die deutlich machen, dass Papa, Mama, Oma und Opa auf die Arbeitsplätze angewiesen sind.

Im neuen Schaeffler-Logistikstandort Kitzingen bei Würzburg fand eine Flugblattverteilung und Solidaritäts-Fotoaktion von Betriebsrat und IG Metall statt. Auch beim in Karben nördlich von Frankfurt/Main angesiedelten Unternehmen Elmotec-Statomat, das seit 2019 zum Schaeffler-Konzern gehört, zeigt die Belegschaft Unverständnis für das Maßnahmenpaket "SPACE". Der Betriebsrat verteilte die aktuellen IG Metall-Schaeffler-Nachrichten an die Belegschaft. Roland Hammer als Betriebsratsvorsitzender erklärt dazu: "Es gab viele gute Gespräche. Auch wir in Karben sind angesichts zahlreicher Restrukturierungsprogramme bei Schaeffler nicht sicher, ob wir vielleicht bei der nächsten Abbauwelle persönlich betroffen sind. Mit der heutigen Flugblattaktion wollen wir unseren solidarischen Beitrag im Rahmen des Gesamt- und Konzernbetriebsrats leisten."

Dies war Teil 2 unserer Dokumentation, Teil 1 findet sich hier.

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