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03.12.2020
IG Metall: Ergebnisse der Beschäftigtenbefragung 2020 liegen vor

Wie ist es den Beschäftigten in der Corona-Krise ergangen? Und wo müssen wir Druck machen, um die Situation zu verbessern?

Zukunftsangst greift um sich

Kein Plan für Corona und Transformation

Qualifizierung sichert Zukunft

Solidarität: Gemeinsam gegen den Kahlschlag

Die Ergebnisse der großen Beschäftigtenbefragung der IG Metall, an der sich bundesweit über 250.000 Menschen in über 6.700 Betrieben beteiligt haben, geben ein detailliertes Bild.

Die Zahlen verdeutlichen, was die Beschäftigten am meisten umtreibt und bewegt, welche Sorgen sie für die Zukunft haben und welche Hoffnungen. Die Ergebnisse geben Rückenwind – für die anstehenden Tarifrunden, betriebliche Konflikte und unsere Forderungen an die Politik. Im Folgenden finden sich ausgewählte Ergebnisse der Befragung. Die Ergebnisse zum "Politikteil" des Fragebogens wird die IG Metall im Januar 2021 gesondert zur Verfügung stellen.

• Corona hat alle Lebensbereiche getroffen
Metallerinnen und Metaller haben die Corona-Krise ähnlich erlebt wie der Rest der Bevölkerung. Die Pandemie hat alle Lebensbereiche betroffen, sie ging und geht mit großen Einschränkungen einher. 60 Prozent der Befragten gaben an, Angst um ihre Gesundheit oder die von Angehörigen zu haben, für 82 Prozent gehören Einschränkungen in der Freizeitgestaltung und bei sozialen Kontakten zu den prägendsten Eindrücken der Pandemie. Weiterhin war die Belastung vor allem für Eltern während der Kita- und Schulschließungen enorm. 78 Prozent der Familien mit Kindern unter 14 Jahren im Haushalt mussten ihren Alltag völlig neu organisieren.

• Zufrieden mit Prävention und Homeoffice
Zwar sind die Befragten mit den im Betrieb getroffenen Schutzmaßnahmen insgesamt weitgehend zufrieden. Zwar lehrt die Erfahrung der vergangenen Monate, dass mobiles Arbeiten bzw. Arbeiten in Homeoffice auch in dieser Größenordnung technisch umsetzbar ist und sich 85 Prozent der Befragten wünschen, zukünftig regelmäßig von zuhause aus arbeiten zu können. Allerdings: Bei knapp der Hälfte der Befragten bestand Unsicherheit, wo und wie im Betrieb überhaupt weitergearbeitet werden kann. Ein Drittel der Befragten hatte oder hat wesentliche finanzielle Einschränkungen zu verkraften.

• Schwere Wirtschaftskrise, tiefgreifender Wandel
Die Coronamaßnahmen haben in Deutschland die schwerste Wirtschaftskrise der Nachkriegszeit verursacht. Die Zahlen belegen die Wucht des wirtschaftlichen Abschwungs: Über die Hälfte der befragten Beschäftigten war zumindest zwischenzeitlich in Kurzarbeit. Die Ergebnisse zeigen auch: Über alle Branchen hinweg war der Anteil der Beschäftigten in Kurzarbeit hoch. Kurzarbeit ist damit ohne jede Frage das entscheidende Instrument zur Beschäftigungssicherung in der Corona-Krise.

• Große Verunsicherung, großes Engagement von Betriebsträten und IG Metall
Die Verunsicherung in den Belegschaften ist und bleibt hoch. Zwar sind die Beschäftigten sehr zufrieden mit dem Engagement von Betriebsräten und IG Metall. Sowohl Betriebsräte als auch die IG Metall vor Ort waren gleichfalls erreichbar, die betrieblichen Regelungen und der Einfluss auf politische Entscheidungen werden von einer großen Mehrheit honoriert. Allerdings zeigen die Zahlen auch: Die Angst vor dem Arbeitsplatzverlust ist allgegenwärtig: 71 Prozent der Befragten sehen verstärkte Zukunftsängste in der Belegschaft. Das kommt nicht von ungefähr. 53 Prozent der Befragten geben an, dass in ihren Betrieben aktuell oder in naher Zukunft Arbeitsplätze abgebaut werden sollen.

• Keine Strategie für die Transformation
Zur krisenhaften Stimmung trägt auch die mangelhafte Informationspolitik der Arbeitgeber bei. Lediglich 44 Prozent der Beschäftigten fühlen sich hinreichend über die wirtschaftliche Lage und Zukunftsaussichten ihres Betriebs informiert. Mit verunsicherten Belegschaften kann die Transformation aber nicht gemeistert werden. Den Eindruck mangelhafter strategischer Ausrichtung teilen die Beschäftigten: Danach gefragt, ob sie der Aussage zustimmen, dass es in ihrem Betrieb eine konkrete Strategie für die langfristigen Herausforderungen des Strukturwandels gibt, stimmt im Schnitt der Branchen nur etwa jeder zweite Gefragte zu.

• Beschäftigte wollen sich engagieren
Trotz – oder gerade wegen – aller Sorgen und Verunsicherung zeigen sich die Beschäftigten jedoch äußerst mobilisierungsbereit. 70 Prozent der Beschäftigten sind davon überzeugt, betriebliche Herausforderungen solidarisch meistern zu können. Groß ist auch die Bereitschaft, gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen der Nachbarbetriebe für die Zukunft ganzer Regionen zu kämpfen. Die Beschäftigten im Fahrzeugbau sprechen sich zu 77 Prozent für regionale Aktionen aus, bei den Stahlbeschäftigten sind es gar 82 Prozent.

• Sicherheit und Perspektiven im Wandel
Die Beschäftigten sind bereit, für eine soziale, ökologische und demokratische Transformation zu kämpfen. Aber: Wandel braucht Sicherheit. Der Staat bleibt gefordert. So sprechen sich 81 Prozent der Befragten dafür aus, das wirtschaftliche Überleben der Betriebe auch durch finanzielle Unterstützung und Konjunkturhilfen zu ermöglichen.

• Hohe Zustimmung für Zukunftstarifverträge
Die Beschäftigten fordern Sicherheit und Perspektiven im Wandel. Das erklärt die hohe Zustimmung für Zukunftstarifverträge mit Investitions-, Produkt- und Standortzusagen (87 Prozent) über alle Beschäftigtengruppen hinweg. Die Kolleginnen und Kollegen fordern jedoch nicht nur – sie sind auch bereit, etwas zu tun. Die Beschäftigten wissen: Qualifizierung ist ein zentrales Instrument zur Beschäftigungssicherung in der Transformation. Für Zukunftssicherung durch Qualifizierung sprechen sich 92 Prozent der Befragten aus. Das zeigt: Die Kolleginnen und Kollegen sind sich der Tiefe der Rezession und der Wucht des Wandels vollauf bewusst.

Der Auftrag an die IG Metall ist damit klar: Es sind weitere Anstrengungen auf betrieblicher, tariflicher und politscher Ebene notwendig, um die Transformation sozial, ökologisch und demokratisch zu gestalten. Die IG Metall und die Beschäftigten sind bereit, Verantwortung für die Zukunft zu übernehmen – das erwarten wir auch von den Arbeitgebern. Tiefergehende Informationen sind in den Datenblättern zu finden.

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