Startseite
15.01.2021
Gesamt- und Konzernbetriebsrat: Verhandlungspakete zu SPACE + Steinhagen kämpft um Zukunft

Im neuen GKBR-Infoblatt Nr. 01/2021 informieren wir über die SPACE-Verhandlungspakete und den Gesprächsstand zum RACE-Programm in Steinhagen

Das komplexe Verhandlungspaket "4. Industrie" (Grafik des INFO-Instituts)

Der Betriebsrat Steinhagen mit dem Vorsitzenden Jörg Schütze (rechts)

Beginn der Sondierungsgespräche SPACE

„Die Komplexität des Maßnahmenpaketes SPACE und der Arbeitsumfang sind enorm. Vom 08.01. bis 01.02.2021 finden 17 Sondierungsgespräche statt.“

Das neue Jahr hat begonnen und Mitglieder des Gesamt- und Konzernbetriebsrat (GKBR) sowie der örtlichen Betriebsratsgremien befinden sich seit dem 08.01.2021 in Sondierungsgesprächen mit dem Arbeitgeber zum Maßnahmenpaket SPACE.

Roland Budz, Referent des Gesamtbetriebsrats, koordiniert auf Arbeitnehmerseite die Organisation der Gespräche und nimmt auch an verschiedenen Gesprächen teil.

Roland, was genau sind Sondierungsgespräche und wer nimmt daran teil?
Sondierungsgespräche sind Gespräche zwischen den Betriebsratsmitgliedern und dem Arbeitgeber. Dabei werden keine Verhandlungen geführt, sondern es wird über den aktuellen Stand und die weitere Vorgehensweise gesprochen. Ferner nehmen externe Sachverständige des GKBR an den Gesprächen teil: Die IG Metall, die Rechtsanwaltskanzlei Schwegler und das INFO-Institut, ein arbeitnehmernahes Beratungsinstitut.

Welche Standorte sind vertreten und wie ist die Zeitschiene angesetzt?
Bei den Sondierungsgesprächen sind acht Standorte beteiligt: Bühl, Eltmann, Herzogenaurach, Hirschaid, Homburg, Höchstadt, Schweinfurt und Wuppertal. Die Komplexität des Maßnahmenpaketes SPACE und der Arbeitsumfang sind enorm. Allein vom 08.01. bis 01.02.2021 finden 17 Sondierungsgespräche statt. Die geplanten Maßnahmen sind in und zwischen den Standorten „verflochten“ und wirken aufeinander ein.

Wie sind die Gespräche organisiert?
Die Standorte sind in „Verhandlungspakete“ eingeteilt – zum Beispiel die Industriestandorte Eltmann, Höchstadt, Schweinfurt und Wuppertal im Verhandlungspaket „4. Industrie“. Dies ist überaus sinnvoll, wie eine Grafik des INFO-Instituts belegt, die beispielhaft die Verflechtung und Komplexität der Maßnahme aufzeigt.

 

Steinhagen: Harter Kampf für den Standort

Der Betriebsrat in Steinhagen setzt sich fürs Überleben des Werks ein

Am 21.03.2019 informierte das Management den Standort Steinhagen über die Maßnahmenplanung im Rahmen des Projektes RACE: Der Automotive-Bereich mit rund 200 Beschäftigten, etwa der Hälfte der Belegschaft, soll bis 1. Quartal 2024 verlagert und geschlossen werden.

Die Schiebemuffe für Handschaltgetriebe sei mit der Durchsetzung der Elektromobilität nicht mehr zukunftsfähig, wurde uns als Betriebsrat gesagt. Elektroautos benötigen keine Schaltung. Ohne den Automotive-Bereich wäre der Standort Steinhagen aber akut gefährdet.

Wir als Betriebsrat waren schockiert. Unser Werk war immer rentabel. Warum diese Hauruck-Pläne, obwohl die E-Mobilität erst in Jahren ihren Durchbruch feiern soll? Wir hielten mehrere Betriebsversammlungen ab und beauftragten das arbeitnehmernahe INFO-Institut mit einer Prüfung.

Zusammen mit dem INFO-Institut erarbeiteten wir einen umfangreichen Fragenkatalog an den Arbeitgeber für die Automotive- und Industrie-Sparte. Anfang 2020 drängte der Arbeitgeber auf den Abschluss eines Interessenausgleichs, was wir wegen fehlender Unterlagen ablehnten.

Wir stimmten allerdings einem Freiwilligenprogramm für bis zu 30 Kolleginnen und Kollegen zu (analog „Jupiter“), das bis zum 31.12.2020 laufen sollte. Dank der besseren Auftragssituation wurde das Programm zum 31.10.2020 gestoppt. Es nahmen 26 Beschäftigte teil.

Am 05.11.2020 stellte uns der Arbeitgeber den Entwurf des Interessenausgleichs zu, der sehr spartanisch ausfiel. Weiterhin will das Management keine Ersatz- oder Neuprodukte am Standort fertigen. Seit 17.11.2020 laufen nun die Verhandlungen zum Interessenausgleich für die geplante Verlagerung und Schließung des Automotive-Bereichs in Steinhagen.

Am 03.12.2020 und 14.12.2020 fanden auf Drängen des Betriebsrats Workshops mit den Sparten Automotive und Industrie zur technologischen Stärkung des Standortes statt, am 14.01.2021 dann ein gemeinsamer Workshop der Sparten.

Insgesamt ergaben sich dabei 22 Themen, die geprüft und bearbeitet werden müssen. Uns als Betriebsrat ist natürlich klar, dass nicht alle Themen erfolgsversprechend sind. Aber einige werden im Sinne des Standorts weiterverfolgt. Wie sich dies dann am Ende auf die Belegschaftszahlen auswirkt, bleibt abzuwarten.

Wichtig ist uns, dass wir als Betriebsrat stets in enger Abstimmung mit der IG Metall, der Rechtsanwaltskanzlei Schwegler sowie dem Gesamt- und Konzernbetriebsrat verhandeln (Salvatore Vicari, Ulrich Schöpplein, Markus Zirkel). Ohne die solidarische Hilfe insbesondere des GKBR hätten wir die bisherigen Erfolge nicht erzielen können. Vielen Dank für euer Engagement!

 

Das GKBR-Infoblatt Nr. 01/2021 lässt sich hier herunterladen.

Druckansicht