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17.02.2021
Gesamt- und Konzernbetriebsrat: SPACE-Gespräche in Werkzeugbau und Aftermarket

Im neuen GKBR-Infoblatt Nr. 05/2021 informieren wir über den Stand der SPACE-Verhandlungen im Werkzeugbau sowie im Schaeffler Automotive Aftermarket

Werkzeugbau: ein Rückgrat der Produktion

Die Gespräche zum Restrukturierungsprogramm SPACE stocken gerade

Auch der Werkzeugbau wurde am 9. September 2020 vom Schaeffler-Vorstand im Rahmen des Restrukturierungsprogramms SPACE genannt. Der Werkzeugbau soll in Höchstadt im „NTTC“ zentralisiert und in den vier Standorten Herzogenaurach, Hirschaid, Homburg und Schweinfurt von einem „schlanken“ Tool-Shop ersetzt werden, mit relativ wenigen Beschäftigten.

Im Gegenzug soll Höchstadt den Industriebereich verlieren, was per Saldo 445 Arbeitsplätze kosten würde – rund ein Drittel der Belegschaft. Die vier von Verlagerung des Werkzeugbaus betroffenen Standorte sollen insgesamt 497 Stellen verlieren. Bei den Gesprächen mit dem Arbeitgeber konnten erste Zugeständnisse erreicht werden. So ist nun geplant, dass es in Höchstadt netto keinen Personalabbau mehr geben soll.

Doch vieles ist offen, wie der Homburger Betriebsratsvorsitzende und Gesamtbetriebsratsvorsitzende Salvatore Vicari sagt: „Wir wollen die jahrzehntelange Erfahrung und erstklassige Arbeit der Kolleginnen und Kollegen aus der Konstruktion und dem Werkzeugbau vor Ort fortführen. In der Umformtechnologie von Blechen für Schlepphebel und für die Brennstoffzelle hat sich Homburg die Kernkompetenz bei Schaeffler erarbeitet.“

Jürgen Schenk, Betriebsratsvorsitzender in Schweinfurt und stellvertretender Gesamtbetriebsratsvorsitzender, ergänzt: „Theorie und Praxis sind zwei Paar Schuhe. Was nützt uns eine Personaleinsparung mit Kostensenkung vor Ort, wenn dann die Prozesse im Werkzeugbau nicht mehr richtig laufen, wenn unpassende zentrale Lösungen ‚von der Stange‘ kommen, wenn wir deshalb Stillstand in der Produktion haben?“

Die Herzogenauracher Betriebsratsvorsitzende und stellvertretende Gesamtbetriebsratsvorsitzende Hanna Köhler betont: „Zwei wesentliche Vorteile eines dezentralen Werkzeugbaus sind die hohe Flexibilität und die Möglichkeit, maßgeschneiderte Lösungen zu finden. Unser Standort Deutschland lebt genau von diesen Stärken. Warum geben wir sie ohne Not auf?“

Roland Holler, Betriebsratsvorsitzender in Höchstadt und stellvertretender Gesamtbetriebsratsvorsitzender, sieht seinen Standort nicht gesichert: „Bisher haben wir nur vage Aussagen. Unsere Pforte aus dem Interessenausgleich CORE 2016 wurde bis heute nicht gebaut. Auch von uns erkämpfte Maschinen wurden uns sehr schnell genommen. Unser Gremium ist daher skeptisch gegenüber Versprechen des Managements. Wir brauchen belastbare Zusagen und eine solidarische Lösung für alle Standorte!

 

Aftermarket: Müssen wir draußen bleiben?

Der Gesamtbetriebsrat kämpft für faire Lösungen im Rahmen von SPACE

Am 9. September wurde vom Arbeitgeber für den Aftermarket bekanntgegeben: Die Betriebsstätten Hamburg und Köln sollen geschlossen werden, der Standort Langen im Raum Frankfurt am Main umziehen, und 50 Arbeitsplätze sollen entfallen. Darüber hinaus könnten Arbeitsplätze für die technischen Berufe nach Halle verlagert werden.

Susanne Lau, Betriebsratsvorsitzende in Hamburg und Gesamtbetriebsratsvorsitzende Aftermarket, stellt fest: „Laut Managementwünschen wären nur das AKO in Halle, der neue Standort bei Frankfurt am Main und Herzogenaurach übriggeblieben. Die Belegschaft in Hamburg und Köln müsste ausschließlich im Homeoffice arbeiten.

Wir fordern für Hamburg und Köln eine langfristige Lösung mit kleinen, effizienten Betriebsstätten. Am neuen Standort für Langen sollen alle Funktionen eine Perspektive haben. Der Personalabbau soll mit dem Freiwilligenprogramm erreicht werden.“

Im Januar bekräftigte das Management im Wesentlichen seine Absichten für Hamburg und Köln. Zudem will es die Aftermarket-Büros in Bühl und Schweinfurt schließen. Der neue Standort im Rhein-Main-Gebiet soll teilweise bestehende Funktionen nicht mehr abdecken. Durch eine virtuelle Informationsveranstaltung des Arbeitgebers (Town Hall-Call) am 3. Februar fühlte sich die Belegschaft noch stärker desinformiert als im September. Dies führte zu starkem Unmut.

Susanne Lau erklärt: „Das war eine einseitige Veranstaltung des Arbeitgebers mit vielen Beiträgen, jedoch ohne konkrete Aussagen. Beschäftigte durften nicht sprechen, der Gesamtbetriebsrat bekam 5 der 90 Minuten und wurde dabei noch unterbrochen. Die eingereichten Fragestellungen der Beschäftigten wirkten zensiert, nur scheinbar ‚genehme‘ Fragen wurden angenommen.

Dies nehmen wir als Gesamtbetriebsrat ernst und wollen die Belegschaft in die Verhandlungen mit dem Arbeitgeber einbeziehen. Auch haben wir vom Arbeitgeber die Präsentation und den Chatverlauf angefordert, um offene Fragen beantworten zu lassen. Dazu hat der Arbeitgeber für eine neue Veranstaltung am 17. Februar eingeladen.

Gerne können uns weitere Fragen gesendet werden, die wir ungefiltert an den Arbeitgeber zur Beantwortung weitergeben. Mit unserem Flugblatt zeigen wir, dass wir weiterhin für unser aller Interessen kämpfen. Unterstützt uns bitte weiter aktiv dabei!

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