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16.07.2021
Luckenwalde: Neuer Investor stellt sich vor

Der Betriebsrat von Schaeffler Luckenwalde – unterstützt von Gesamt- und Konzernbetriebsrat, Rechtsanwaltskanzlei Schwegler, INFO-Institut und IG Metall – versucht Standort und Arbeitsplätze zu retten

Protestaktion von Betriebsrat und Belegschaft in Luckenwalde am 16.09.2020, kurz nach Verkündung des SPACE-Restrukturierungsprogramms durch den Vorstand

Ab August verhandelt der Konzern in sieben Terminen mit dem Betriebsrat und der IG Metall über die Zukunft des Schaeffler-Werkes in Luckenwalde.

Klar ist nach der Ankündigung des Restrukturierungsprogramms SPACE am 09.09.2020: Arbeitsplätze werden verloren gehen und das Werk Luckenwalde wird verkauft. Doch an wen?

Verhandlungen mit neuem Investor

In den nächsten Wochen wird sich entscheiden, wie das Werk weiterbestehen wird. Die stellvertretende Betriebsratsvorsitzende, Andrea Grofe, erklärt dazu: „Seit September 2020 überschlagen sich in unserem Werk die Ereignisse. Auf offene Briefe haben wir null Reaktionen vom Konzern bekommen. Das finden wir beschämend. Jetzt wird mit einem Investor verhandelt, dessen Namen wir bis heute nicht kennen“, sagt die Vize-Chefin des Luckenwalder Betriebsrates, Andrea Grofe. „Auf das Kennenlernen sind wir sehr gespannt.“

Nach Gerüchten soll es sich um einen reinen Finanzinvestor handeln, wie beim Verkauf der Schaeffler-Werke in Kaltennordheim (inzwischen geschlossen) und Unna im Jahr 2020. In dem aktuell 370 Mitarbeitenden umfassenden Standort Luckenwalde sollen in jedem Fall massiv Maschinen und Stellen abgebaut werden. „Seit dem ersten Bekanntwerden der Pläne vom Konzern ist die Rede davon, dass 230 Arbeitsplätze erhalten bleiben sollen“, erklärt Andrea Grofe. Warum es genau diese Anzahl sein soll, weiß die Arbeitnehmervertretung nicht. Betriebsrat, Gesamt- und Konzernbetriebsrat sowie IG Metall wollten mit organisiertem Widerstand unbedingt die 140 Stellen in Luckenwalde erhalten – aber vergeblich. Aller Protest prallte beim Management ab.

Betriebsrat vermisst Entgegenkommen

Die betriebswirtschaftliche Begründung für Stellenabbau und Werksverkauf kann der Betriebsrat nicht nachvollziehen, denn der Betrieb war immer profitabel und bis Jahresende ist die Produktion bis zu 30 Prozent über Budget ausgelastet. „Leiharbeit, Überstunden und zusätzliche Schichten werden wir jetzt aber nicht mehr genehmigen“, betont Andrea Grofe. Die Stimmung sei am Tiefpunkt und die ersten Mitarbeitenden hätten schon gekündigt.

Ob es für das Werk eine langfristige Zukunft gibt, hängt von der Technologie ab. Die jetzige Produktion von Tassenstößeln am Standort ist nicht zukunftsfähig, denn diese werden in E-Autos nicht mehr gebraucht. „Ohne Investitionen wird der Standort für einen Investoren in wenigen Jahren nicht mehr rentabel sein“, sagt Sven Schreiber vom Betriebsrat. Aus Sicht des Betriebsrats bedarf es neuer Ideen und innovativer Produkte. „Wir wollen faire Rahmenbedingungen aushandeln“, sagt Andrea Grofe. „Das bedeutet für uns vor allem, dass sich die Mitarbeiter selbst entscheiden können, ob sie unter dem neuen Käufer bleiben oder gehen wollen.“

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