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30.03.2023
Von: AC
Hannoveraner Erklärung: Zur Situation der Zuliefererindustrie

Die deutsche Industrie ist stark von den Energiekosten, der Inflation und gestörten Lieferketten betroffen, Automobilzulieferer stehen außerdem vor der Herausforderung der Transformation. Die Hannoveraner Erklärung der IG Metall und der Betriebsräte aus vielen deutschen Unternehmen der Zuliefererindustrie stellt Grundsätze für eine sozial-ökologische Transformation auf. An der Versammlung am 29. März nahmen auch zahlreiche Mitglieder des Gesamt- und Konzernbetriebsrats bei Schaeffler teil.

Foto: Salvatore Vicari.

Aus ganz Deutschland sind Beschäftigtenvertretungen angereist, um sich zur Lage der Automobilbranche auszutauschen. | Foto: Salvatore Vicari.

Deutschland als Zukunfts- standort?

Neun von zehn Automobil- und Zuliefererunternehmen melden Materialknappheit, viele Beschäftigte sind noch vom Verbrennungsmotor abhängig. Gleichzeitig verlagert fast die Hälfte der Betriebe Produkte und Forschungszentren nach Osteuropa und Asien, Tendenz klar steigend. Deswegen müssen Politik, Unternehmen und Interessenvertretungen jetzt eine gemeinsame Lösung für den Standort Deutschland finden.

Grundsätze der Transformation

Unternehmen müssen die Innovationskraft des deutschen Standorts erkennen. Die langjährige Erfahrung im Automobilbereich hat es in Deutschland möglich gemacht, dass Unternehmen, Universitäten und Forschungsinstitutionen eng zusammenarbeiten können. Qualitativ hochwertige, tarifgebundene Arbeitsplätze haben die Beschäftigten zusätzlich darin gefördert, innovativ zu sein und sich untereinander zu vernetzen. Das muss aufrechterhalten werden.

Zusätzlich müssen Zulieferer und OEMs in Zukunft mehr aufeinander achten. OEMs müssen ihren Zulieferern eine bessere Planung ihrer Produktion ermöglichen und Veränderungen mit Vorlaufzeit mit ihnen besprechen, so wie auch die Zulieferer ihre klassischen Produkte bei Bedarf ebenso bereitstellen können müssen wie neue Elektro-Komponenten. Die Transformation des Geschäftsmodells kann nur unter Beteiligung der Betriebsräte erarbeitet werden.

Zuletzt liegt es an der Politik, wettbewerbsfähige und zuverlässige Rahmenbedingungen zu geben. Neben Subventionierungen und Eigenkapitalunterstützung gehört dazu auch ein Abkommen mit den USA, um durch den „Inflation Reduction Act“ nicht diskriminiert zu werden. Gleichzeitig muss die Politik auf deutscher und europäischer Ebene bei der Lokalisierung von wichtigen Komponenten und Bauteilen helfen, um Abhängigkeiten von schwierigen Akteuren im Ausland zu reduzieren. Wir brauchen Qualifizierungsmöglichkeiten in den sich wandelnden Berufen und eine Deckelung des Industriestrompreises. Das alles muss ohne einen erheblichen bürokratischen Aufwand möglich sein.

„Die Erklärung stellt die Bedeutsamkeit eines bundesweiten Austausches zur aktuellen Situation unter Einbezug der Gewerkschaften dar“, meint Gesamtbetriebsratsvorsitzender Salvatore Vicari. „Auf der Sitzung in Hannover konnten sich die Beschäftigtenvertretungen beraten und Perspektiven schaffen, die alle mitnehmen. Wir haben einen Anfang gemacht, um gemeinsam die Branche und unsere Kernkompetenzen zu analysieren. Im weiteren Verlauf müssen wir strategisch vorgehen und uns gegenseitig unterstützen.“

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