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31.03.2022
Von: AC
Nachwuchsprobleme: Azubis bei Schaeffler

Seit Jahren wird es immer schwieriger, offene Stellen bei Schaeffler zu besetzen. In den letzten 2 Jahren waren je 300 Ausbildungsplätze ausgeschrieben, es wurden aber 2021 nur 257 und 2022 nur 269 Plätze besetzt.

Marco Cramer aus dem Aus- und Weiter- bildungsausschuss des Gesamt- und Konzern- betriebsrats stellt die neue Konzernbetriebs- vereinbarung vor.

Wo sich zu wenige Interessent*innen bewerben oder nicht genügend Bewer- ber*innen mit ihren Kompetenzen überzeugen können, werden weniger Leute eingestellt, als Stellen ausge- schrieben waren. Teilweise bekommen Bewerber*innen aber auch eine Zusage und melden sich nicht mehr zurück, eine kurzfristige Nachbesetzung ist nicht immer möglich. Trotz der Qualität der Ausbildung können auch im Laufe der Jahre vereinzelt Azubis und Azubinen wieder wegfallen – das Ergebnis ist eine Unterbesetzung im Unternehmen.

Neben dem deutschlandweiten Fachkräftemangel vermutet der Gesamt- und Konzernbetriebsrat, dass auch eine Reihe an Negativschlagzeilen Leute von einer Bewerbung abschreckt. Im November war ein Abbau von 1.300 Stellen angekündigt worden, die meisten davon in Deutschland. Es ist das neunte Abbauprogramm seit 2016. Im Rahmen der Programme wurden vielen langjährigen Beschäftigten Aufhebungsverträge vorgeschlagen: Es wirkte wie eine fehlende Wertschätzung für ihre Treue zum Unternehmen.

In einem Interview gab CEO Klaus Rosenfeld jüngst bekannt, dass die nächsten Werke eher in den USA gebaut werden – der Fokus verschiebt sich teilweise aus den deutschen Standorten hinaus. Trotzdem sucht Schaeffler in Deutschland weiterhin Fachkräfte und wendet dabei neue Anwerbungs- techniken an: das Unternehmen betreibt verstärkt Marketing in den sozialen Medien um Interessierte zu erreichen, außerdem gibt es für Mitarbeiter*Innen, die erfolgreich Leute für eine Ausbildung weiteremp- fehlen, Prämien von 1.000 Euro. Einige Standorte sind darüber hinaus sehr aktiv bei Schulbesuchen und Messen. Der Standortdialog ist in dieser Frage wichtig, und er muss bis in die obersten Führungsebenen getragen werden. Denn mehr Werbung allein schafft noch keine nachhaltigen Perspektiven für Bewerber*innen und Beschäftigte. Der deutsche Standort muss gesichert werden.

Der Gesamt- und Konzernbetriebsrat und die Arbeitgeberseite haben mit der Konzernbetriebsvereinbarung zur Ausbildung den Anfang gemacht. Die Bedarfsplanung soll demnach an zukunftsfähigen Berufsbildern und Studiengängen ausgerichtet sein, was grundsätzlich eine unbefristete Übernahme garantiert. In den Prozess sind die Beschäftigtenvertretungen durchgehend eingebunden, sie prüfen die Ausführung und schlagen gegebenenfalls Anpassungen vor.

Marco Cramer vom GBR-Ausschuss für Aus- und Weiterbildung sieht in der Vereinbarung großes Potential: „Mit dieser Neuausrichtung im Prozess und einer Modernisierung der Ausbildungszentren und Ausbildungswerkstätten bekommt die Ausbildung wieder den Stellenwert, den sie verdient und braucht. Es muss wieder das Ziel sein, flächendeckend in allen Standorten auszubilden. Sicher nicht überall gleich, aber dennoch hochwertig, interessant, bedarfs- und zukunftsorientiert.“

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