Startseite
11.04.2022
Von: AC
Der Europäische “Green Deal”: Wie können wir unsere Rohstoffe sichern?

Die USA wollen sich in den Erneuerbaren Energien, der E-Mobilität und weiteren Zukunftstechnologien etablieren. Dazu haben sie im „Inflation Reduction Act“ ein Budget von 369 Milliarden US-Dollar beschlossen.

Die Voraussetzung, damit Unternehmen auf die Subventionen zugreifen können, ist, dass die Produkte und Komponenten in den USA abgeschöpft und produziert werden. Es wird aber einige Ausnahmen geben: wer ein Freihandelsabkommen mit den USA abgeschlossen hat, kann ebenfalls Rohstoffe und Komponenten zur Weiterverarbeitung in die USA liefern, ohne dass sich dadurch die staatlichen Zuschüsse verringern würden.

Am Dienstag gab die USA bekannt, auch mit Japan eine strategische Partnerschaft zur Sicherung der Lieferketten für Rohstoffe eingehen zu wollen.

Die Europäische Union möchte ebenfalls ein Übereinkommen mit den USA abschließen, um eine Benachteiligung des europäischen Standorts zu vermeiden. Mehrere Staats- und die EU-Chefin waren mit Biden bereits im Gespräch, bisher hat man aber keine konkreten Ergebnisse erzielen können.

Die EU-Kommission berät sich allerdings auch zu einem eigenen Subventionsprojekt: dem „Green Deal“. Auch er soll Projekte in den Erneuerbaren Energien, der E-Mobilität und anderen Zukunftstechnologien fördern, es ist ein dreistelliger Milliardenbetrag dafür eingeplant. Bisher hat die EU aber einen großen Teil der benötigten Rohstoffe für solche Technologien aus China bezogen – davon versucht sie sich jetzt unabhängiger zu machen. „Nur“ bis zu 65 % eines Rohstoffs sollen aus demselben Land kommen, es soll also immer mindestens einen zweiten Anbieter geben. Die EU wird ein eigenes Gremium einsetzen, das strategische Rohstoffprojekte identifizieren soll. Die Beziehungen zu rohstoffreichen Ländern soll über einen „Club der kritischen Rohstoffe“ erfolgen, hierhin könnte beispielsweise das lithiumreiche Chile eingeladen werden.

Trotzdem gibt es Kritik. Notfallreserven soll der Staat lagern, viele Unternehmen möchten ihre Reserven aber lieber selbst anlegen und verwalten. Es ist auch noch keine Vereinbarung abgeschlossen worden, die Drittstaaten davon abhalten würde, Exportverbote für Rohstoffe auszusprechen. Die Unternehmen werden sich mit zusätzlicher Bürokratie auseinandersetzen müssen, um beispielsweise bei der staatlichen Untersuchung von Abhängigkeiten zu unterstützen. Das könnte die Umstellung abbremsen und die Attraktivität des europäischen Standorts verringern. Priorität sollte nun die Abstimmung mit den USA haben, um gegenseitige Benachteiligung zu vermeiden. Davon würde auch Schaeffler profitieren.

Druckansicht