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26.06.2023
Von: AC
Sind wir Schaeffler?

Sein Tochterunternehmen „Melior Motion“ hat Schaeffler nach der Übernahme in „Schaeffler Ultra Precision Drives GmbH“ umbenannt. Sonst ist nicht viel passiert.

Die GBR-Vertreter Salvatore Vicari und Roland Holler (Mitte) besuchten den Standort Hameln, um über die weitere Integration in den Schaeffler-Konzern zu reden. Sie wurden vom örtlichen Betriebsrat empfangen.

Personelle Hilfe gibt es nur über lange Umwege, dauerhafte Einstellungen für die vielfältigen Projekte werden nicht angestrebt. Die Erfolgsprämie von 1220 Euro wird nicht mehr ausgezahlt und einen Zugang zu Schaeffler-Systemen wie dem S-Connect bleibt den meisten verwehrt. Nur eine kleine Minderheit an Beschäftigten im Management und mittleren Management können über einen zweiten Rechner und einen erheblichen Mehraufwand auf das Intranet, Teams und die Mailadressen zugreifen. Die meisten Kolleginnen und Kollegen in Hameln sind von diesen Schaeffler-Strukturen und Angeboten ausgenommen.

Der Gesamtbetriebsrat hat Hameln in seine Strukturen bereits integriert, aber in standortübergreifenden Sitzungen wie der Wirtschaftsausschusssitzung am 12. Juni werden Themen besprochen, die zwar für alle interessant sein sollten – aber einige Zukäufe sind arbeitgeberseitig bisher konsequent von den Entwicklungen im Unternehmen ausgeschlossen worden. Das gilt nicht nur für Ultra Precision Drives, sondern beispielsweise auch für Ewellix.

Dabei agiert das Unternehmen seit Jahren unter dem Motto „One Schaeffler“. Was ursprünglich vor allem die Werke von FAG, INA und LUK zusammenbringen sollte, wird darüber hinaus offenbar nicht mehr ausgeweitet. Hier erzählt Ultra Precision Drives-Betriebsratsvorsitzender Thomas Schröder, wie die Belegschaft Schaefflers Willkommenskultur bisher wahrgenommen hat.

Was habt ihr ursprünglich erwartet, als ihr aufgekauft wurdet?

Wir sind davon ausgegangen, dass sich unsere Arbeitsbedingungen verbessern würden: Strukturiertere Abläufe der Prozesse, eine höhere Wertschätzung der Beschäftigten, One Schaeffler-Investitionen in Maschinen und Personal. Wir hatten erwartet, dass unsere Arbeitsplätze und unser Standort erstmal für die Zukunft gesichert sein würden.

Welche Konzernbetriebsvereinbarungen und andere Schaeffler-Angebote gelten nicht am Standort?

Wir haben am Standort alle Konzernvereinbarungen für gültig erklärt. Sie werden jedoch nicht eingehalten. Das hat uns zum Beispiel bei der Erfolgsprämie stark getroffen, wir tragen schließlich auch unseren Teil dazu bei, dass Schaeffler erfolgreich ist. Zurzeit gelten einzig die Konzernrichtlinien zuverlässig für uns.

Wer trifft bei euch am Standort die Entscheidungen?

Die Geschäftsführung liegt nicht bei der Schaeffler AG, sondern bei der Ultra Precision Drives GmbH. Sie ist in unserem Fall alleiniger Entscheidungsträger. Es werden manchmal Entscheidungen getroffen, die wir als Betriebsrat nicht nachvollziehen können, gegebenenfalls auch durch die mangelhafte Kommunikation.

Wie läuft es insgesamt mit der Integration? Was wurde schon gemacht, was muss sich eurer Meinung nach noch ändern?

Seit der Übernahme in den Schaeffler Konzern ist zu den täglichen Aufgaben der Kollegen am Standort eine Vielzahl von Aufgaben dazugekommen. Diese müssen wir bewältigen, ohne eine systemtechnische Anbindung an das Schaeffler-Netz, wie beispielsweise das S-Connect zu haben. Wenn wir dann aber doch über Veröffentlichungen informiert werden, in denen der Vorstand die Schaeffler-Mitarbeiter anspricht, wird regelmäßig über Themen geredet, die uns noch nicht betreffen. Dann fühlen wir uns wie Mitarbeiter zweiter Klasse und es ist immer noch nicht absehbar, wann sich das endlich ändern wird.

Unsere neuen Kollegen, der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Salvatore Vicari und sein Stellvertreter Roland Holler haben nun den Standort besucht, um das Produkt und den Betriebsrat kennenzulernen. Es gab Gespräche mit dem Betriebsbetreuer und Gewerkschaftssekretär der IG Metall, um sich ein Bild von der Geschäftsstelle zu machen. Abschließend fand ein sehr interessanter Industriedialog mit der Arbeitgeberseite statt, um sich ein Bild über den aktuellen Stand der Integration sowie über die Zukunft des Standorts zu machen. Wir haben viele taktische Fragen gestellt und nochmal an unsere Geschäftsführung übermittelt, dass wir für eine Vollintegration in die Schaeffler Technologies sind. Der nächste Besuch des GKBR soll im August stattfinden, um mögliche Entwicklungen zu besprechen.

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